Gerade blüht wieder so herrlich duftend das Mädesüß (Filipendula ulmaria) hier am Waldrand von Gengenbach am Wolfsweg in Richtung Schwarzwald. In Frankreich wird sie „La Reine des Prés“ geannt, die Wiesenkönigin. Ja, sie ist eine prachtvolle Staude, die bis zu zwei Meter hoch werden kann. Ihre zarten weißen Blüten sehen fast aus wie eine silberne Sternenkrone. Sie erinnern an Holunderblüten. Und sie ist eine große Heilpflanze, denn aus ihr wurde früher der Vorläufer des Aspirin gewonnen, die Acetylsalicylsäure (später aus Weiden). Doch der Name A-spir-in geht noch auf sie zurück, denn sie wird auch Spierstaude genannt. Sie mag es an den Füßen feucht und blüht deshalb gerne in Senken oder Gräben. Pflückt man ein Mädesüß und riecht an seinem Stängel, so erinnert der Geruch an Kinderpflaster, Zahnpasta oder Desinfektionsmittel. Es riecht „medizinisch“. Ihre Fiederblättchen erinnern an die asymetrische Form der Ulmenblätter, deshalb der lateinische Namenszusatz „ulmaria“.
[mehr zum Mädesüß als Heilpflanze findest du in meinen Kräuterportraits…]
Heisse Sauerkirschsuppe mit Mädesüßblüten
Oskar Marti, der Chrüteroski aus der Schweiz hat mit dem Mädesüß eine köstliche Sauerkirschsuppe gewürzt (S.43). Sie sind einer meiner kostbarsten Schätze im Kochbuchregal – die poetischen Bücher mit den Titeln „Sommer in der Küche“ sowie „Herbst“, „Winter“ und „Frühling in der Küche“. Einzigartige, jahreszeitliche Rezepte mit Wildkräutern und Blüten. Dazu Gedichte und handgemalte Zeichnungen von Flavia Travaglini. Schon die Bücher aus dem damals in Stuttgart ansässigen Hallwag Verlag hatten wir, neu sind sie im schweizerischen AT Verlag erschienen. (Falls das Werbung sein sollte, dann gerne…).
Mädesüß und der süße Met?
Der Name „Mädesüß“ kommt nicht vom „süßen Mädel“, sondern leitet sich von „Met“ ab. Früher wurde der Honigwein, der Met, damit aromatisiert: „Metsüße“. Die „Mede“ ist zugleich ein alter Begriff für gemähtes Grasland. Auf englisch „Meadow“.
Die Blüten mit dem honig-mandelartigen Geschmack, der an Marzipan erinnert, sind in der hiesigen Küche bisher kaum bekannt – dafür tauchen sie in der Brüsseler, bzw. wallonischen und französischen Küche bei Rezepten für Desserts und zum Aromatisieren von Süß- und Fruchtspeisen auf. Dazu noch in Getränken, denen sie einen süßlich-herben Geschmack verleihen. Die in die Flüssigkeit eingetauchten Blüten geben ihre Geschmacksstoffe gut ab. So kann zum Beispiel flüssige Sahne diesen aromatisch honig-mandelartigen Geschmack annehmen, wenn über Nacht die Blüten in ihr ziehen konnten. Auch einen Blütensirup im Stil von Holunderblütensirup kann man aus ihr zaubern.
Mädesüßblütensirup
250 g Mädesüßblüten
2 kg Zucker
3 L Wasser
1 unbehandelte Zitrone und 3 Orangen, ebenfalls unbehandelt
60 g Zitronensäure
Der Sirup mit dem honig-mandelähnlichen Geschmack wird ähnlich wie ein Holunderblütensirup zubereitet. Auch nützlich bei leichten Kopfschmerzen. Bei Salicylsäureempfindlichkeit (z.B. gegen Aspirin) nicht verwenden.Zubereitung
Die Stiele von den Blüten kurz schneiden und 1 bis 2 Stunden auf einem Tuch liegen lassen, um die Blüten von den Insekten zu befreien. Die Blüten in ein großes Gefäß geben. Wasser und Zucker erhitzen, bis sich der Zucker gelöst hat. Abkühlen lassen.
Zitrone und Orangen waschen, trocken reiben und in Scheiben schneiden oder auspressen. Mit der Zitronensäure zu den Blüten geben. Zuckerwasser über die Blüten gießen und zugedeckt 48 Stunden ziehen lassen. Den Ansatz durch ein Tuch abseihen und auspressen. Den Sirup auf 80 °C erhitzen, heiß in saubere Flaschen füllen und verschließen.
Quellen & Links
- Echtes Mädesüß – Wikipedia
- Dr. Johannes Gottfried Mayer, Dr. med. Bernhard Uehlke, Pater Kilian Saum – Handbuch der Kloster-Heilkunde, Zabert Sandmann Verlag, München 2002.
- ALPMED Ratgeber „Frischpflanzenkraft und Gold“ – Wiesengeissbart
- wiesengenuss – Wildkräuterwanderungen in der Pfalz, eine Veröffentlichung in der Zeitschrift Wanderlust 4/2010
- Oskar Marti – Sommer in der Küche, 2003 AT Verlag, www.at-verlag.ch
Ravishingly royal! So verführerisch und spannend
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