HEXENKRAUT – bezaubernde Schönheiten am Waldesrand

JOHANNISTAG – Bezaubernde Schönheiten am Wegesrand. Essbare Wildkräuter, giftige Hexenkräuter und heilende Pflanzen fand ich bei meiner Wanderung am Waldrand von Gengenbach im Kinzigtal am Rande des Schwarzwaldes. Erstaunlich wie klein und unscheinbar sie teilweise sind. Doch wenn man näher herangeht…

Hexenkraut (Circea lutetiana) Foto: Ute Mangold. Sony a 6000 Sigma Art lens – Macro

Das Große Hexenkraut (Circea lutetiana)  – klein und zart

Sie wächst in dunklen feuchten Auwäldern. Im Dunkel des finsteren und feuchten Waldes leuchten die kleinen zartrosa Blüten weithin sichtbar. Hat man früher diese Blüten sehen können, so war das ein sicheres Zeichen, dass man sich tief im Wald verirrt hatte.“ So heißt es auf Heilkräuter.de.

Ihren lateinischen Namen Circea hat sie von der sagenumwobenen Kirke, der antiken Zirze

Circe oder Kirke war die berüchtigte Zauberin, die in der griechischen Mythologie die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelte. Das Hexenkraut soll ihr gewidmet sein und dient für Zauber und Gegenzauber.

Der Pflanze wurde vor langer Zeit eine psychologische Wirkung zugeschrieben. Sie soll das Selbstwertgefühl steigern, besonders wenn die frischen Blüten einer einzigen Pflanze verwendet werden, entweder direkt von der Pflanze oder als Blütentee. Die Stärkung der Gefühlsebene habe eine erhöhte Sensibilität zur Folge. Frauen, die die Blüten gegessen haben, berichten von einer unerwarteten Anziehungskraft auf Männer.“ So steht es in Pflanzenwiki. Doch außer Oxalate und hat man keine großen Wirkstoffe in ihr gefunden. Bisher…

Diese kleine zarte Pflanze, bei der man eine Lupe braucht, um ihre zauberhaften Blüten zu entdecken – wird „Großes Hexenkraut“ (!) genannt. Und sie blüht jetzt! Wenige winzige weiße Blüten an ihr. Zarte Staubfäden ragen aus ihr heraus. Sie wächst im dunklen Wald. Eine Schattenpflanze, die es feucht braucht. Gut, dass sie so unscheinbar ist und außer Schwebfliegen niemanden anlockt, denn sie ist giftig! Allerdings nicht für Schwebfliegen, denn sie sind ihre Bestäuber. Ganz in dem Sinne „jedem Tierchen sein Plaisierchen“.

Nollenwald am Wolfsweg in Gengenbach, Schwarzwald

Johannistag, 24. Juni. Der Tag an dem viele Kräuter in der Blüte sind – auch im Wald

Johannistag, der Beginn des Sommers. Und ich bin wieder im Wald! Diesmal in Gengenbach am Wolfsweg, in der Nähe vom Wolfshof, umringt von den Schwarzwaldhöhen und ganz viel schattigen Bäumen und dunklen Wäldern mit vielen Fichten, Douglasien und Tannen gemischt mit Hainbuchen, Eichen und Esskastanien. Und auf meinem Spaziergang in den Wald…(übrigens, jeder Mitwanderer würde mit mir wahnsinnig werden, weil ich alle paar Meter anhalte, um irgend so ein Unkraut zu fotografieren….;-)). Also auf meinem Spaziergang in dem Wald – alleine natürlich – da hab ich mal alles fotografiert, was ich bisher links liegen gelassen habe. Weil echt schwer zu bestimmten: Gräser. Farne. Oder von den Blüten her kaum unterscheidbar: Habichtskräuter. Oder Pflanzen, die nicht blühend schon gar nicht erkennbar sind. Nur für Nerds, oder Menschen, die ihre Standorte genau kennen. Und so ging mir ein Kräutlein, namens Hexenkraut durch die Lappen. Nun habe ich es mit meinem Makroobjektiv genauer unter die Lupe genommen, im wahrsten Sinne.

Warum heißt das Hexenkraut so?

Über das Hexenkraut als Heilpflanze ist leider nicht viel überliefert, außer dass es wohl sehr wirksam gegen Feigwarzen sein soll. Allerdings war sie im Mittelalter eine große Zauberpflanze. Man sagte dem Hexenkraut große psychoaktive und erotisierende Wirkungen nach. Die Menschen glaubten, dass das Hexenkraut Menschen bezirzen konnte. Die Menschen glaubten auch daran, dass wenn ein Mensch sich im Wald verirrte, er zuerst das Hexenkraut zu sehen bekam. Ab da wusste er, dass er sich verirrt hatte.

Die zauberhaften oder giftigen Inhaltsstoffe sind jedoch bisher noch nicht gefunden worden. Zumindest finde ich nichts bei meinen Recherchen. Wohl ein kleines großes Geheimnis des Hexenkrautes.

Und auf Englisch hat sie den romantischen Namen Broadleaf Enchanter’s Nightshade. Übersetzt heißt das so viel wie „der breitblättrige Nachtschatten des Zauberers“. Hört hört, also hier keine Hexe, sondern ein Zauberer. Oder vielleicht auch eine Zauberin?

Volkstümliche Namen für das Hexenkraut im deutschsprachigen Raum sind auch Gemeines Hexenkraut, Walpurgiskraut, Zauberkraut, Waldklette, Klettenwurz. Bäschkläten (Siebenbürgen), St. Stephanskraut (Schlesien).

Botanisches

Das Große Hexenkraut (Circaea lutetiana), auch Gewöhnliches Hexenkraut oder Gemeines Hexenkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Hexenkräuter (Circaea) in der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae).

Vorkommen

Das Große Hexenkraut ist in Europa bis Mittelasien und Sibirien beheimatet und kommt auch in Nordafrika vor. Es siedelt in Wäldern auch in tiefem Schatten und schätzt feuchte und stickstoffhaltige Lehmböden. Es ist in Mitteleuropa eine schwache Kennart des Verbands Alno-Ulmion und kommt auch in anderen Gesellschaften der Ordnung Fagetalia oder des Verbands Alliarion vor.[1] Sie ist ungefährdet und in Deutschland nicht geschützt.

Blütenökologisch

handelt es sich um homogame „Nektar führende Scheibenblumen“. Als Bestäuber fungieren vor allem Schwebfliegen. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Es erfolgt Klettausbreitung.#

Soll heißen ihre Früchte mit den Samen darin haften wie Kletten an den Waldbesuchern und werden so verbreitet.

Im Garten

Selten wird das Große Hexenkraut als Zierpflanze in Gärten verwendet, eine ausgelesene Sorte ist ‘Caveat Emptor’, deren Laubblätter stark rosa gefleckt sind. Meine Vermutung ist, dass sie wohl eher für Englische Gärten mit vielen schattigen Bereichen geeignet ist, denn das zarte Pflänzchen braucht Feuchtigkeit und viel Schatten.

Weitere „Hexenkräuter“, die ich kenne, sind Nachtschattengewächse – wahre „schwarze“ Schönheiten – deren Namen schon mystisch klingen wie Hyoscyamus niger, das Schwarze Bilsenkraut, oder die ebenfalls schwarze Tollkirsche (Atropa Belladonna). Wobei die beiden neben dem Stechapfel (Datura stramonium) mit ihren Alkaloiden Scopolamin und Hyoscyamin (allein schon die Namen!) echte Granaten unter den Hexenkräutern sind!! Drogen*granaten. Ich hoffe, niemand meiner Leser hat die bisher probiert?

Wie schon Paracelsus um 1500 sagte: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei“. Hach da bin ich so ganz in meinem Element 😉

Anmerkung zum Thema Drogen. Als *Droge werden in der Apothekersprache die getrockneten Teile von Kräutern und Heilpflanzen bezeichnet. Also, auch Pfefferminztee ist eine ‚Droge‘, so gesehen.

Hexenfurz und Teufelsdreck

Kennt jemand noch dieses Buch „Hexenfurz und Teufelsdreck“? Das habe ich mir mal in meiner Jugend gekauft, genauer im Studium. Nach einer Botanikvorlesung zum Thema „Drogen, Heil- und Giftpflanzen“. Nachdem ich nach dem Buch im Internet recherchiert habe, sehe ich, dass es im August ’23 in einer neuen Auflage erscheint! Das ist jetzt eine völlig unabsichtliche Werbung, aber ich habe es mir gerade im Internet bestellt. Die beiden Autoren Gerd und Marlene Haerkötter (geboren in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts) sind die Kenner der Giftpflanzenszene. Ihre Bücher quasi Standardwerke.

Hexenkräuter. Alte Heilpflanzen und ihre Kräfte: Von Hexenfurz bis Teufelsdreck. Von Giftkräutern bis Aphrodisiaka. Botanische und medizinische Fakten. Mit Sammelhinweisen & Anwendungsmöglichkeiten. Broschiert – 30. August 2023 (*Werbung ohne Auftrag)

„Früher wurden sie als Hexen verteufelt: Kräuterkundige, die mit den Wirkungsweisen verschiedenster Pflanzen vertraut waren. Trotz Hexenverfolgung konnte dieses wertvolle Wissen bis heute bewahrt werden. Dieses Buch verknüpft historische, botanische und medizinische Fakten. Es erzählt nicht nur von Hexen und Mythen, sondern liefert auch einen ausführlichen Katalog aller relevanten Pflanzen, die in vornaturwissenschaftlicher Zeit verwendet wurden – sei es zum Kochen, Heilen oder als Aphrodisiaka –, und stellt Sammelhinweise und Anwendungsmöglichkeiten bereit. „ *Werbung ohne Auftrag.

Weitere Pflanzen, die wir auf der Wanderung durch den Gengenbacher Wald am Wolfsweg gefunden haben.

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