Stachlige Köstlichkeiten – Die ARTISCHOCKE, die KARDONE und die KOHLDISTEL

„2500 Zeichen“ – Bücherstapel, oder was aus einer einfachen Rezeptsuche werden kann.

„Sie gehört zu den einzigen Disteln, die man essen kann“ – so lautet mein erster Satz im Entwurf eines Artikels über die Artischocke für eine Fachzeitschrift. Vorgabe für den Artikel: 2500 Zeichen, ein zweiseitiges Infoblatt, zweispaltig mit 4 Bildern.. Dazu noch Hintergrundinfos und Rezepte im damit verlinkten Blog. So der Plan erstmal.

Die Rezeptsucherin

Und ab da wurde es kompliziert. Fachliche Überprüfung: Sind das wirklich alles Disteln? Ich brauche noch mehr Hintergrundinfos. Welche Rezepte nehme ich? Mindestens zehn Gemüse-, Kulturpflanzen- und Kochbücher mit Artischockeninfos und -rezepten habe ich in meinem Regal gefunden. Darunter das Kochbuch ‚Wilde Gemüseküche‘ vom normannischen Wildkräuterpapst Jean-Marie Dumaine. Den ich mal im ‚Vieux Sinzig‘ bei Bonn besuchte. Und natürlich das Buch ‚Genussvoll Vegetarisch‘ von Yotam Ottolenghi. Und ein besonders schönes Buch von der Foodfotografin Manuela Rüther mit dem Titel „Bitter“. Dazu noch ein Foodpairing Buch, ebenfalls von Ela Rüther und dem Weinsensoriker Sebastian Bordthäuser. Das Buch hat den Titel „Wein & Gemüse“. Außerdem noch ein Buch für Nerds mit dem Titel „From Leaf to Root“, hier werden, ähnlich wie bei ‚Nose-to-tail‘, alle Teile der Kulturpflanzen verwertet, in dem Fall die Artischockenstängel.

(siehe auch Literaturverzeichnis unten).

Die Botanikerin

Und dann geht die Recherche weiter in Richtung Botanik und Gartenbaubücher. Über ein Buch mit dem Titel ‚Das Lexikon der Alten Gemüsesorten‘ hin zu einem Buch aus meinem Studium von Udelgard Körber-Grohne (welch ein Name!) mit dem Titel „Nutzpflanzen in Deutschland“. Daran anschließend Internetrecherche über die Wildformen der Artischocke und ihren botanischen Verwandten. (Oh sorry, das gibt bald ne Diplomarbeit.) So fand ich heraus, dass der Urgroßmutter der Artischocke, die hier eher unbekannten Kardone oder Kardy (Cynaria Cardunculus), in Genf ein eigenes Fest gewidmet ist – und sie dort sogar mit der Herkunftsbezeichung AOC ausgezeichnet wurde. Beider Wildform, die Kohldistel (Cirsium oleraceum), soll früher hier, und heute noch in Russland gesammelt und in Eintöpfen verarbeitet worden sein.

„In Osteuropa und Sibirien, gelegentlich auch in Mitteleuropa, wird sie als Gemüsepflanze genutzt und in Japan zu diesem Zweck angebaut.“

Wikipedia – Kohldistel


Das behauptet zumindest Wikipedia, dessen botanische Informationen ich sehr schätze, aber bei letztem Satz fehlen mir genauere Infos und Quellen. Also mal schnell die KI in Form von ChatGPT befragt, doch die versagte hier völlig.

Die KI mit Namen Chat-GPT

In Chat GPT wurden mir auf meine Frage, ob die Kohldistel in Japan angebaut wird, Pflanzen namens Fuki, Yama-uko und andere genannt. Nach i-net Recherche gehört die eine jedoch den Araliaceaen (Efeugewächsen) an und die andere ist mit der großen Klette (Arctium lappa) verwandt oder umgekehrt. Also die haben so gar nichts mit der Kohldistel zu tun. In Russland, behauptete die KI, würde aus ihr ‚golubtsy‘ gemacht werden, was sich dann als Kohlrouladen herausstellte. Und mit dem Kohl hat die Kohldistel nur einen ähnlichen Namen, aber weder Inhaltsstoffe noch Geschmack gemein. Sorry, völlig an den Haaren herbei gezogener Quatsch. Auf Nachfragen hin, entschuldigte sie sich zwar, aber den Behauptungen der KI in Botanik traue ich diesbezüglich nicht mehr. Für manche (einfachere) Texte mag sich die KI zwar super eignen, zum Beispiel, wenn es um das Herunterbrechen von schwierigen Sachverhalten auf allgemein verständlichere Texte geht, aber bei solchen Wissensfragen traue ich ihr nicht mehr. Zumindest noch nicht. Werde aber weiter mit ihr üben im Sinne von „Glaube nichts, weil ein anderer es glaubt. Glaube nur das, was Du selbst als wahr erkannt hast“ Siddhartha Gautama (um 563 – 483 v. Chr.), falls das von ihm ist.

Die Kohldistel, Japan und ein wirklicher Experte

Zurück zu Japan. Doch das wäre interessant, wird sie tatsächlich dort kultiviert, die wilde Kohldistel (Cirsium oleracea)??? Keita Wojciechowski, ein an renommierten Schulen ausgebildeter Koch mit Japanisch-Polnischen Wurzeln – und Autor des Buches „The Culinary Encyclopedia of Japan“ schrieb mir dazu: „In Japan selbst wird Cirsium yezoense und dipsacolepis gegessen. Bei ersterem die Blattstiele und bei letzterem die Wurzel.“ Über 40 Reisen führten ihn nach Japan. Über viele Jahre hat er die Japanische Küche studiert und selbst praktiziert. Ihm glaube ich.

Die Kurzfassung

Break – Zurück zum Anfang: Den zweispaltigen Text mit den Bildern habe ich fertig. Du findest ihn in meinem MediaKit.

Die Verstrickung und der Genuss

Doch verstrickt in die interessanten Kochbücher- und Herkunfts-Infos bin ich immer noch. Also beschließe ich, dass es eine Fortsetzung und weitere Teile zur Artischocke, Kardone und Kohldistel geben wird. Ausführlicher. Die nächsten Teile werden dann in meinem „Blogger“-Blog unter dem Menü KRÄUTER & GEMÜSE folgen. Das ist mein (dank sehr gutem Google Ranking) ziemlich gut besuchtes Kräuter, Gemüse und Heilpflanzen Archiv mit fachlichen Hintergründen und neuesten Erkenntnissen. Für meine vielen Leser dort, für meine Seminare und nicht nur für Nerds hoffe ich. Oder ich werde sie einfach nur schreiben, weil ich dazu Lust habe. Oder weil ich einfach anders nicht kann und es einfach Spaß macht, mehr zu wissen und genussvoll all die Rezepte auszuprobieren.

Literaturverzeichnis & Quellen

  • Bitter – der vergessene Geschmack. Manuela Rüther, AT Verlag 2016
  • Cardy in Wiederentdeckte Gemüsearten, aid
  • Das Lexikon der Alten Gemüsesorten – 800 Sorten, Geschichte, Merkmale, Anbau und Verwendung in der Küche. AT Verlag, 3. Auflage 2018
  • Dumaines Wilde Gemüseküche – Jean-Marie Dumaine, Nikolai Woitko, AT Verlag 2014
  • Genussvoll Vegetarisch – Yotham Ottolenghi, Dorling Kindersley Verlag, München 2011
  • Mangold und Pastinake, Thorbecke Verlag, 2007
  • Leaf to Root – Esther Kern, Sylvan Müller, Pascal Haag, AT Verlag 2019
  • Sommer in der Küche – Oskar Marti, Ein Poet am Herd. AT Verlag 2003
  • The Culinary Encyclopedia of Japan – Vol 1 Ingredients by Keita Wojciechowki, Eigenverlag, Amazon 2023
  • Wein & Gemüse – Manuela Rüther, Sebastian Bordthäuser, Edition Facketräger 2017
  • Wiederentdeckte Gemüse, Kaleidoskop, Christian Verlag 2002
  • Kohldistel – Wikipedia
  • Nutzpflanzen in Deutschland – Udelgard Körber-Grohne, Konrad Theiss Verlag, 1987

4 Antworten auf “Stachlige Köstlichkeiten – Die ARTISCHOCKE, die KARDONE und die KOHLDISTEL”

  1. Deine Reise von einer einfachen Rezeptsuche zu einer tiefgründigen Erkundung der Welt der Artischocken, ihrer botanischen Verwandten und ihrer kulturellen Bedeutung ist faszinierend. Es zeigt, wie ein scheinbar einfaches Thema wie ein Rezept zu einer wahren Expedition in die Welt des Wissens werden kann.

    Deine gründliche Recherche und die Vielzahl von Quellen, die du konsultiert hast, sind beeindruckend. Es ist klar, dass du ein tiefes Interesse an Pflanzen, Kochen und kultureller Vielfalt hast. Deine Entscheidung, die Informationen in Teilen auf deinem Blog zu teilen, ist sicherlich eine großartige Idee, da sie anderen Enthusiasten und Lesern die Möglichkeit bietet, von deinem Wissen und deiner Leidenschaft zu profitieren.

    Es ist auch interessant zu sehen, wie du die KI als Werkzeug zur Informationsbeschaffung genutzt hast, selbst wenn sie in einigen Fällen nicht die gewünschten Ergebnisse geliefert hat. Das zeigt, dass KI noch immer Grenzen hat und menschliche Expertise und Urteilsvermögen unersetzlich sind.

    Insgesamt ist deine Erfahrung ein wunderbares Beispiel dafür, wie Neugier und Forschergeist uns auf unerwartete und bereichernde Pfade führen können. Ich freue mich darauf, mehr von deinen Erkenntnissen und Rezepten auf deinem Blog zu lesen! 🌿🍽️📚

    Mit freundlichen Grüßen
    Miss Katherine White
    https://www.miss-katherine-white.com/der-hass-steht-ueber-allem/

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